Folge 2: Leben in einem Zelt

LEBEN IN EINEM ZELT
Geschrieben von Bert Plomp

In meinen Kindergartenjahren lebte ich im Gebäude des Heilsarmees in der Langen Nieuwstraat. Ich fühlte mich nicht besonders wohl in diesem großen Gebäude.
Dennoch habe ich auch schöne Erinnerungen an diese Zeit.
Neben meinem Schlafzimmer gab es einen großen Raum, der bis zur Decke mit Spielzeug vollgestopft war. Allerlei Spielzeug, das für arme Kinder gesammelt worden war.
Die Menge und Vielfalt waren wirklich immens.
Ab und zu schaffte ich es, in diesen Raum zu schlüpfen. Es fühlte sich an, als betrete man ein Geschäft mit kostenlosem Spielzeug.
Manchmal verbrachte ich dort Stunden. Stapel von Malbüchern und Spielen lagen zum Greifen bereit. Holzzüge und Autos. Puppen und Bären in allen Größen und Farben. Es war ein Spielzeugparadies.

Eine andere schöne Erinnerung aus derselben Zeit betrifft die Feier des Weihnachtsfestes dort.
Meine Eltern organisierten diese Feier jedes Jahr im großen Saal des Gebäudes in der Langen Nieuwstraat.
Besonders die bedürftigen Kinder aus dem Stadtzentrum waren willkommen und fanden den Weg zu dieser Weihnachtsfeier. Im großen Saal hatten meine Eltern eine lange Reihe von Tischen aufgestellt. Alle Tische waren festlich mit Weihnachtstischdecken gedeckt und mit Weihnachtsgestecken und brennenden Kerzen geschmückt.
Die Weihnachtsgestecke hatten die Kinder selbst gemacht. Mein Vater hatte den Kindern mit Handarbeit beim Aussägen von Figuren und beim Bemalen der Dekorationen geholfen.
Am Ende der Tischreihe stand ein großer, beleuchteter Weihnachtsbaum. Überall hingen Weihnachtszweige, die zusammen mit dem Baum einen herrlichen Tannenduft verströmten.
Genau wie Königin Juliana es für ihr Personal zu Weihnachten tat, schenkte meine Mutter heiße Schokolade aus und teilte hungriges Kindern Scheiben von Rosinenbrot mit Marzipan aus.
Nach dem Singen von Weihnachtsliedern setzte sich mein Vater hinter einen großen Filmprojektor. Dann zeigte er einen Film von Rin Tin Tin. Auf einer großen Leinwand konnten die Kinder die Abenteuer des gleichnamigen berühmten deutschen Schäferhunds verfolgen. In jenen Tagen mietete mein Vater solche Spielfilme oft bei Foto Mulder in der Korte Smeestraat.
Ein Tag am Strand damals in Petten in Nord-Holland steht mir noch klar vor Augen wie gestern. Zuerst der ermüdende Spaziergang auf nackten Füßen durch den heißen Sand der Dünen. Dann vom Gipfel einer Düne zum Strand hinabsteigen und schließlich die herrliche Abkühlung im Meer finden. Schon als Kind war ich davon begeistert. Der Anblick dieser riesigen Wasseroberfläche, die großen wilden Wellen und der salzige Duft des Meeres, sie haben einen bleibenden Eindruck auf mich hinterlassen. Es ist daher nicht verwunderlich, dass es mir hier in Irland, direkt am Ozean, so gut gefällt. Vielleicht dachten meine Eltern, mit diesem Bild von mir am Strand vor Augen, später daran, mich für einige Sommer in eine Ferienkolonie in Egmond aan Zee zu schicken.
Meine Eltern verließen das Heilsarmee-Gebäude recht abrupt aufgrund einer Meinungsverschiedenheit mit der Korpsleitung. Dadurch stand die Familie plötzlich auf der Straße. Anstatt Obdachlosen zu helfen, waren meine Eltern nun selbst obdachlos geworden.
Dann habe ich zusammen mit den anderen Familienmitgliedern einen ganzen Sommer und einen Großteil des Herbstes auf dem Campingplatz Het Grote Bos in Doorn gezeltet. In Erwartung eines Neubauflats in der Napoleonplantsoen in Utrecht hatte ich ein halbes Jahr lang ein Zelt über meinem Kopf.
Das gezwungene Campen fand in den Anfangsjahren dieses Campingplatzes statt. Das war Anfang der fünfziger Jahre des letzten Jahrhunderts. Für mich war es eine fantastische Zeit. Alle zusammen in einem Zelt auf einer wunderschönen Sanddüne. Abends draußen sitzen bei Kerzenlicht. Das Geräusch von prasselndem Regen auf dem Zelt während eines Gewitters und dabei drinnen Karten spielen oder Monopoly spielen. Herrlich.
Als die Sommerferien vorbei waren, musste ich zur Schule gehen. In Driebergen besuchte ich vorübergehend einen Kindergarten. Dort lernte ich noch mit Griffel und Schiefertafel schreiben. Mit einem Schwamm konnte man die Tafel dann wieder sauber wischen.

WIRD FORTGESETZT

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