Folge 2: Weihnachtsbaumjagd

WEIHNACHTSBAUMJAGD
Geschrieben von Bert Plomp

Nach Weihnachten, vor dem Jahreswechsel, richtete sich meine Aufmerksamkeit darauf, Weihnachtsbäume zu sammeln. All die schönen Tannen, die nur für ein paar Wochen Weihnachtsfeier aus dem Wald geschnitten wurden. Jetzt lagen sie trostlos vor dem Müll auf der Straße. Ohne ihre Lichter wurden sie dort am Tag nach Weihnachten abgeladen. Einige dieser Bäumchen wurden ohne Gnade aus dem vierten Stock geworfen. Einige machten diesen Flug nach unten, während sie noch halb geschmückt waren. Noch geschmückt mit Engelshaar und Silberketten. Manchmal noch mit einer Miniaturkrippe mit Jesu liebem Herrn darin. Jesu lieber Herr, du kommst von so hoch herab und landest auf der Straße. Kyrieleis. Herr, hab Erbarmen. So schnell konnte es gehen mit einem noch am Tag zuvor verehrten Weihnachtsbaum. Mit dem Fall des Baumes wich die friedliche Weihnachtsstimmung gleichzeitig der düsteren Realität des Alltags.

Rund um Silvester tobte eine wahre Schlacht zwischen Jungen aus meinem Viertel und denen aus rivalisierenden Vierteln, um abgeworfene Weihnachtsbäume zu ergattern. Der Einsatz war, wer letztendlich die meisten Bäume ergatterte. Wer den größten Berg Bäume für das Verbrennen von Weihnachtsbäumen zusammenziehen konnte. Beim Erobern der Bäume wurde notfalls Gewalt angewendet. Jede “Bande” hatte einen geheimen Ort. Einen Ort, der vor den Augen verborgen war, an dem die Bäume versteckt wurden. Dieser Lagerplatz wurde mit Feuer und Schwert gegen einen feindlichen Überfall verteidigt. Es wurde wirklich um die Bäume gekämpft. Sammelstellen wurden immer wieder überfallen und ausgeraubt. Wenn man irgendwo auf der Straße einen Baum erwischt hatte, musste man sich wie ein Hase mit ihm zum “sicheren” Lagerplatz begeben. Man musste ständig auf der Hut sein. Immer darauf achten, dass man nicht verfolgt wurde. Achten Sie darauf, dass Sie während des Transports nicht überwältigt und mit Gewalt gezwungen wurden, die Position des Lagerplatzes preiszugeben. Kurz gesagt, Spannung pur.

Jungen, mit denen wir während der Weihnachtsbaumjagd zu tun hatten, kamen aus Sterrenwijk, der Kovelaarstraat und der Van Ostade-laan. Es waren übrigens dieselben Jungen, gegen die wir in weniger aufgeheizten Zeiten Fußball spielten. Dann ging es oft auch ziemlich zur Sache. Am Ende des “Weihnachtsbaumkrieges” wurden die Bäume massenhaft verbrannt. Die Banden brachten ihre Beute an einen zentralen Ort. An diesem Ort wurde der ganze Berg Bäume, oft unter Leitung und Aufsicht der Feuerwehr, in Brand gesteckt. Meine Freunde und ich zündeten diese Bäume lieber selbst an, irgendwo entlang des Kromme Rijn. Ein solches Feuer fand zu einem Zeitpunkt und an einem Ort nach eigenem Ermessen statt und war daher unkontrolliert. Wir hatten immer ein paar Eimer Wasser aus dem Fluss bereitstehen, falls das Feuer außer Kontrolle geraten sollte.

In der Vorweihnachtszeit beschäftigten wir uns vor allem mit dem Abbrennen von Feuerwerk. Dazwischen aßen wir uns an Berlinern und Apfelschnitten satt. Diese Leckereien wurden nicht in einer Schachtel bei irgendeinem Bäcker bestellt. Sie wurden einfach zu Hause gebacken. Gleich eine Waschschüssel voll. Es war ein Fest, die gebackenen Kreationen bei verschiedenen Freunden probieren zu können. Oft konnte man um Mitternacht keine Berliner oder Apfelschnitte mehr sehen. Sobald Weihnachten vorbei war, wurde überall schon geböllert. Im Vergleich zum heutigen Arsenal an Raketen und Sprengstoffen war das Feuerwerk damals von viel leichterem Kaliber. Jede Nachbarschaft hatte ein paar Feuerwerksfans. Menschen, die viel Geld ausgaben, um einen Abend im Jahr im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen zu können. Mein Freundeskreis kam jedoch selten über das Abschießen einiger lächerlicher Knallkorken und das Anzünden von Sternchen hinaus. Mit diesen Sternchen bestand eine große Gefahr, sich die Finger zu verbrennen, sobald das Stäbchen fast abgebrannt war. Es wurde sehr unangenehm, wenn einem so ein glühendes Ding in den Nacken geworfen wurde.

Um Mitternacht kam jeder auf die Straße, um sich gegenseitig für das neue Jahr zu wünschen. Das war ein sicheres und gemütliches Treffen. Die Polizei oder die mobile Einheit mussten nie einschreiten, um diese Begegnung in gute Bahnen zu lenken. Am Neujahrstag stand ich früh auf, um mit meinen Freunden auf der Straße Feuerwerk zu sammeln. Dann sammelten wir Feuerpfeile, Knallfrösche und Wunderkerzen, die nicht vollständig abgebrannt waren. Das gefundene Feuerwerk, oft ohne oder mit sehr kurzem Zünder, wurde dann doch noch gezündet. Das Motto “Du bist ein Rind, wenn du mit Feuerwerk herumspielst” machte in diesen Tagen noch keine Fortschritte. Es grenzt wirklich an ein Wunder, dass in meinem Freundeskreis dabei nie Finger verloren gegangen sind.

ENDE

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